Van Gaal verliert das Coaching-Duell gegen Demels Verletzung

Man kann den Hamburger Sieg gegen des FC Bayern am Samstag auf viele Dinge reduzieren. Auf die gelungene Einzelaktion von Ze Roberto, der in seinem Flankenlauf über links mal wieder die Weltklasse aufblitzen ließ, die ihn auch in den letzten zwei Spielzeiten zum zweitbesten Münchner machten. Auf die größere Giftigkeit des HSV, der nach einigen vollkommen missratenen Spielen gegen nach fünf Siegen eher satte Bayern weitaus engagierter und konsequenter zu Werke ging.

Oder auf die verletzungsbedingte Auswechslung von Guy Demel in der Halbzeit.

Man braucht nicht lang drum herum zu reden, den Bayern gehörte der Großteil der ersten 45 Minuten. Dass dabei nur so wenige Torchancen und besonders auch kein Torerfolg heraus kamen, steht dann auf einem anderen Blatt. Nach der Halbzeit sah dies aber vollkommen anders, der HSV bekam immer mehr Oberwasser und hatte seit Wiederanpfiff den Fuß ständig in der Tür.

Die Zäsur des Spiels erfolgte eben durch jene Einwechslung von Marcus Berg und die damit verbundene taktische Umstellung beider Mannschaften.
Der HSV spielte bis dahin mit dem einzelnen Stürmer Petric, den die Bayern-Dreierkette aber weitgehend im Griff hatte. Dem Offensivpersonal Ze Roberto, Elia oder Trochowski standen weitere drei defensive Bayern (Lahm, Tymoshchuk und Schweinsteiger) auf den Füßen, so dass die wirklich gefährlichste Szene des ersten Durchgangs durch einen Offensivvorstoß von Jerome Boateng erfolgte.

Dieses Übergewicht in der Defensive gab Louis van Gaal aber in Reaktion auf die Berg-Einwechslung auf. Ob dies ein Fehler war, ob er sein System einfach hätte beibehalten und den HSV sich zunächst an dieser massierten Abwehr die Zähne ausbeißen lassen sollen, ist eine theoretische Diskussion. Es spricht aber einiges für diese Variante.

Durch die Umstellung spielte der leicht angerostete Breno gegen den flotten Ze Roberto auf der Außenbahn, Offensivvorstöße kamen von diesem auch nicht und Müller zog immer wieder in die Zentrale, weshalb Robben nach vorne auf sich alleine gestellt war.
Lahm sicherte auf Links ab, zusammen mit dem sich ebenfalls weiter auf die Defensive konzentrierenden Schweinsteiger, weshalb es kein Wunder war, dass kaum ein gefährlicher Angriff der Hamburger über diese Seite kam. In der Offensive zogen aber alle drei linken Außenbahnspieler – alles Rechtsfüßer – regelmäßig in die Mitte, wo zudem schon der angesprochene Müller wartete.
Van Gaals Umstellung riss ein defensives Loch namens Breno auf Rechts und nahm der Offensive auf beiden Seiten die Umberechenbarkeit. Und das nur, weil sich Demel verletzte.

Nach dem Spiel bemängelte Uli Hoeneß, dass das Spiel keinen Sieger verdient gehabt habe. Ergo hätte selbst ein Beibehalten der defensiven Ausrichtung mit hinten stärker gebundenen Außen zumindest für ein 0-0 gesprochen. In Verbindung mit der konterstarken Offensive gegen dann hinten etwas ausgedünnte Hamburger hätte das Spiel gegen Ende womöglich anders laufen können. Aber dies sind dann doch einige Konjunktive.

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