Warum ein eigener Bundesliga-Sender scheitern muss

Es ist eine schöne Drohkulisse der Deutschen Fußball-Liga und ihrer Gesellschafter. Wenn Sky den toten Maikäfer gibt oder nicht mehr als bisher für die Bundesliga-Rechte zahlen möchte, gründet man doch einfach einen eigenen Liga-Sender.

Vermeintliche Experten wie Bayerns Karl-Heinz Rummenigge oder Wolfsburgs Thomas Röttgermann meinen, mit ihren Hinweisen dem Sky-Eigner News Corporation das Geschäft erklären zu müssen. Das Bundling mit “Filmen” sieht der Bayern-Vorstand als größtes Problem des deutschen Bezahlfernsehen an. Der Fußball selbst ist nicht das Problem, nein, wieso auch. Würde man die Bundesliga dem Kunden alleine anbieten, das würde weggehen wie geschnitten Brot! Ganz ohne Zwang! So wie damals arena. Naja. Ok. Nächstes Thema.
Wolfsburgs Geschäftsführer Röttgermann, seines Zeichens als ehemaliger Sportfive-Mitarbeiter gar nicht so unbeleckt in dieser Causa, rechnet sogar vor. 400 Mio Euro würde die Unternehmung “Bundesliga TV” unter Eigenregie der DFL für drei Jahre kosten (Quelle: Handelsblatt).

Dann rechnen wir doch mal nach.

400 Mio Euro Kosten für Infrastruktur, Vermarktung, Technik, Produktion für drei Jahre. Dazu kommen die angestrebten Erlöse, die sollen ja bitte nicht weniger sein als das, was Sky derzeit bezahlt. 250 Mio Euro im Schnitt pro Saison, macht 750 Mio für drei Jahre. Plus das, was die Telekom für Liga Total zahlt, also nochmal 60 Mio für drei Jahre.

Macht summa summarum 1.210.000.000 Euro für drei Jahre, oder gut 403,3 Mio pro Saison.

Freundlicherweise hat Sky gestern Zuschauerzahlen bekannt gegeben. Im Schnitt schauten in der letzten Saison am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr 871.000 Zuschauer zu, die zu einem Haushalt mit Abo gehörten. Hinzu kamen 60.000 haushaltsfremde Gäste sowie 235.000 Zuschauer in Sportsbars (Quelle: Quotenmeter).

Zusammen gerechnet: 1.166.000 Zuschauer. Wohlgemerkt, Zuschauer – nicht Haushalte. Pro Haushalt lässt sich in der Regel nur ein Vollpreisabo verkaufen.

Der durchschnittliche Haushalt in Deutschland besteht derzeit aus gut 2 Personen. Mir liegen Zahlen vor, dass Sky-Haushalte diese Zahl sogar übertreffen. Aber wollen wir mal nicht so sein. Rechnen wir also nur durch zwei und runden großzügig auf 600.000 Haushalte auf.

Hinzu kommen die 100.000 Haushalte, die ein Abo der Konkurrenz von Liga Total haben. Macht also 700.000 Haushalte, die aufgrund dieser Zahlen wohl uneingeschränkt als direkte Zielgruppe eines Ligasenders gelten müssen.

Sind wir nochmal großzügig. Rechnen wir nochmal 300.000 Haushalte hinzu. Zur Verdeutlichung, was diese Zahl darstellt: Mit 300.000 weiteren Haushalten hätte Sky den Break Even erreicht. Das ist also sehr großzügig. Und angesichts 5,3 Mio Zuschauern im Schnitt für die kostenlose Sportschau in der ARD (Quelle: TV Matrix) im vergangenen Jahr – wieder: Zuschauer, nicht Haushalte! – ist es nicht abwegig zu behaupten, dass das Marktpotential für Livefußball im Pay TV derzeit maximal bei einer Million liegt.

Gut, dann rechnen wir:

– Eine Million potentielle Abos für ein Abo eines reinen Bundesliga-Kanals

– 403,3 Mio Kosten pro Saison, um 250 Mio für die Bundesligisten zu erlösen

403,3 Mio : 1 Mio Abos : 12 Monate = 33,61 Euro

Plus 19% Mehrwertsteuer, macht genau: 40 Euro pro Abo, Monat, Nase.

Bei Sky sind schon 32,90 Euro im Monat ein Problem. Und jetzt diskutieren wir hier ernsthaft über einen Business Case, der einen Endkundenpreis von 40 Euro pro Monat erfordert?

Liebe Bundesliga. Baut weiter Stadien, kauft weiter Spieler. Das macht Ihr hervorragend.

Aber überlasst das Fernsehmachen anderen.

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