Und wieder mal sind es 12 Punkte aus 8 Spielen
Die Bilanz des FC Bayern vor einem Jahr nach dem 8. Spieltag der Bundesliga: 3 Siege, 3 Unentschieden, 2 Niederlagen – macht zwölf Punkte. Ein Jahr später, zum selben Zeitpunkt: 3 Siege, 3 Remis, 2 Niederlagen. Damals auf Platz 11 mit fünf Punkten Rückstand zum Spitzenreiter HSV, nun (je nach Ausgang der Sonntagsspiele) auf Platz 7 oder 8 mit sogar acht Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Leverkusen oder – erneut – Hamburg.
Dennoch ist die Situation weitaus weniger düster als unter Jürgen Klinsmann.
Der Hoffnungsschimmer für den FCB ist die Spielweise. Bayern wirkt weitaus organisierter als unter Klinsmann, Erfolge erschienen mehr als Resultat von Zufällen (das Remis in Dortmund etwa, als Borowski den Ausgleich erzwang, der Sieg in Karlsruhe in den Schlussminuten). Dagegen stehen in diesem Jahr schon in der Bundesliga zwei dominante Siege gegen schwierige, spielstarke Gegner zu Buche, die auch in der Art und Weise, wie sie zustande kamen, ein Signal für das Potential dieser Trainer-Spieler-Kombination sind.
Man sollte nicht in Revisionismus verfallen, aber die Leistung in Hamburg beim Spitzenspiel war nicht so schlecht, dass man anhand der Niederlage dort den Stab über die Mannschaft brechen sollte. Und dass bei einem absolut dominant geführtem Spiel gegen defensive Kölner ohne die zwei Topstars Ribéry und Robben nur ein ärmliches 0-0 heraus kommt, ist zwar ärgerlich, aber dann auch etwas, was jeder Topmannschaft mal passieren kann, wenn eben Pech, Unvermögen und indisponierte Einzelspieler an einem Tag zusammenkommen. Auch Manchester United kam gestern nur mit Glück zu einem Heimremis gegen Sunderland.
Die Lehren, die man aber aus dem Spiel ziehen kann, ja sogar sollte, sind aber offensichtlich. Jose Sosa hat erneut eine Chance vertan die Weltöffentlichkeit davon zu überzeugen, dass er das Zeug zum Bayern-Spieler hat. Zudem verweigerte er sich konsequent im gestrigen Spiel der taktischen Marschrichtung des 4-3-3, zog statt zur Grundlinie schon im Mittelfeld oft in die Mitte. Zudem fragt man sich nicht zum ersten mal, wo der große Dribbler Sosa hingekommen ist, den Hoeneß & Co. damals bei Estudiantes gesehen haben.
Edson Braafheid ist kein schlechter Spieler. Defensiv solide, absolut. Aber solide genügt oftmals nicht für eine Topmannschaft. Ein Ärgernis sind seine Offensivvorstöße. Im Dribbling oftmals chancenlos, dazu noch so langsam, dass er mit seinem offensiven Gegenpart selten mithalten kann und damit auch für den schnellen Doppelpass ausfällt. Seine Alternative Danijel Pranjic dagegen ist das genaue Gegenteil – für einen Außenverteidiger gut in der Offensive, dafür mit Aussetzern im defensiven Stellungsspiel.
Andreas Ottl steckt in der selben Schublade wie Braafheid. Solide, mit nicht zu übersehenden Mängeln in der Offensive. Wiederholte Male vollführte er gestern bei Ballkontakt zunächst eine halbe Drehung um die eigene Achse, bevor er den Ball dann weiterleitete.
Über die Stürmer zu diskutieren ist bei der derzeitigen Personallage recht unnütz. Funktionierten die Nebenmänner, trafen auch die Stoßstürmer, ob sie nun Gomez oder Olic hießen.
All diese Mängel, die gestern geballt zu Tage traten, sind aber zugleich auch der große Hoffnungsschimmer. Bis auf die Position des Linksverteidigers, die schon vor der Saison als großes Manko identifiziert wurde, stehen und fallen diese Probleme mit dem zweiten Anzug, der offenbar noch überhaupt nicht passt. Dass selbst der FC Bayern den Ausfall von drei absoluten Stützen der Mannschaft nicht kompensieren konnte, dürfte nicht so überraschend sein.
Denn dies ist die wirkliche Erkenntnis der letzten zwei Saisons. Wenn Bayern in Topbesetzung aufläuft, sind und bleiben sie Maß aller Dinge in der Liga und sind nur doch einen absolut perfekten Tag zu schlagen. Aber der Abstand von Bayern zum Rest der Liga ist kleiner geworden, da die anderen Mannschaften aufgeschlossen haben. Früher genügte eben oft auch der zweite Anzug, um zumindest gegen das Mittelmaß der Liga in der Regel zu gewinnen. Diese Zeiten sind wohl erstmal vorbei.
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