Liebe Telekom: Schluss mit der Geldverschwendung!
Georg Kofler ist nicht der beste Kronzeuge, mit dem man ein Plädoyer für die Vernunft beginnen sollte. Sei es drum. Die eine Saison, in der einerseits arena über Sat und im Kabel, andererseits PREMIERE im IPTV der Telekom die Bundesliga produzierte, beschrieb der große Zampano aus Südtirol als “Geldverschwendung par excellence”.
Zwei Sender bzw. Unternehmen, die eine komplette Sendeinfrastruktur für das teuerste und wichtigste Sportrecht Deutschlands unterhielten und finanzierten – schon auf den ersten Blick ist offensichtlich, dass man hier Überkapazitäten schafft. Wenn ARD und ZDF zeitgleich Prinzenhochzeiten übertragen, kann man das noch mit viel Fantasie als “öffentlich-rechtlichen Auftrag” fernab von den Gesetzen des Marktes abtun. Dass aber privatwirtschaftliche Unternehmen, die zudem noch börsennotiert sind, sich genauso verhalten, will auch zweieinhalb Jahre nach Start des Projekts “LIGA total!” nicht in jeden Kopf. Und nun, kurz vor der Neuausschreibung der Bundesliga-Rechte, möchte man der Telekom zurufen:
Es ist Zeit, diese Geldverschwendung zu beenden.
Warum der Telekom und nicht Sky? Ganz einfach. Die Größe. Sky hat die kritische Größe dem vernehmen nach spätestens in diesem ersten Quartal 2012 erreicht und wird schwarze Zahlen schreiben. Das IPTV der Telekom, Entertain, und schon gar nicht das Bundesliga-Angebot “LIGA total!” sind noch weit von dem Level entfernt, dass man von einem dauerhaft tragbaren Businessmodell sprechen mag.
Zudem wirkt “LIGA total!” auch heute noch so, wie man es vom alten PREMIERE gewohnt war. Und “gewohnt” meint dabei keinen positiven Aspekt. “LIGA total!” hat sich seit dem Sendestart nicht weiterentwickelt, abgesehen von technischen Gimmicks, die keinen Mehrwert bieten, sondern nur das Vorhandensein des Rückkanals betonen, könnte man mit verbundenen Augen die Kirch-Ära im IPTV wiederbelebt wissen.
Sky dagegen hat sich mit journalistischen Fortschritten, Eigenproduktionen und zuletzt Sky Sport News eine generelle Wertigkeit verschafft, die den qualitativen Ausschlag ganz klar gen News Corp Sender verursachen. Wenn ich auf einen der beiden Anbieter verzichten müsste, wäre es definitiv nicht Sky.
Hinzu kommt natürlich, dass Sky das breitere Angebot offeriert. “LIGA total!” ist – wie bereits erwähnt, kurzfristige Gimmicks ausgenommen – Fußball-Bundesliga, das war’s. Die Deutsche Telekom versteckt ihre Ambition nicht mal – die Bundesliga soll der Rammbock sein, mehr aber auch nicht. Alles andere ist ein finanzielles Investment, das man nicht zu erbringen bereit ist.
Natürlich, die journalistische Präsentation der Bundesliga ist Geschmackssache. Da mag sich der ein oder andere über Reif oder Thurn und Taxis echauffieren, während andere der eher leicht-seichte Ansatz des Rosa Riesen auf den Keks geht. Unter dem Strich sind die klangvolleren Namen des On Air Talents – allein aufgrund der Finanzkraft, aufgrund des vielfältigeren Angebots – unstreitig bei Sky. Und genau das merkt man am Programm, in dem mehr Aufwand, mehr Geld steckt. Dass dieses Geld durch deutlich mehr Werbung refinanziert werden will, geschenkt.
Unter dem Strich muss man konstatieren: Die bessere Qualität bietet Sky, und “LIGA total!” wird hier nicht herankommen. Auch nicht in der nächsten Rechteperiode.
Und dies sollte sich das Teilstaatsunternehmen eingestehen. Es ist Zeit, den Stecker zu ziehen. Es ist Zeit, das eigene Risiko zu minimieren und sich die externe Qualität einzukaufen. Die Telekom sollte das Projekt der eigenen Bundesliga-Produktion beenden und alle freie Energie darauf verwenden, die Programme von Sky im eigenen Netz anbieten zu können.
Dies hätte mehrere Vorteile:
Zum einen minimiert sich das unternehmerische Risiko. Man ist nicht abhängig von Erfolg des Produkts, während man gegenüber DFL und anderen Partnern eine fixe Kostenbasis hat. Eine Kooperation mit Sky würde eine Partizipierung an den Sky-Abos bedeuten, die deutlich risikoärme wäre.
Außerdem könnte man mit den Sky-Programmen abseits der Bundesliga endlich wieder wichtige, bisher im IPTV schwer vermisste Inhalte bieten. Man mag es aus Sicht des Fußball-Maniacs nur schwerlich nachvollziehen, wenn man bereits die Bündelung mit anderem Sport als überflüssig ansieht und am liebsten eine “Pay Per Game”-Lösung bevorzugen würde. Doch etwa die Filmkanäle oder die Champions League gehen Telekom Entertain ab und hinterlassen eine Lücke, die etwa auch Videoload nicht schließen kann.
Nicht zuletzt:
Mit einem Ende von “LIGA total!” würde man die Verschwendung der Werbemillionen im Sportsponsoring vermeiden. Es ist und bleibt unbegreiflich, wie man dermaßen teure Werbeflächen bei unzähligen Bundesliga-Vereinen für ein Produkt verballern kann, dass zum einen nur ein Bruchteil der deutschen Haushalte abonnieren kann, zum anderen nur eine strategische Funktion mit arg begrenztem Erfolg hat. Die Sponsoringmillionen, die in die Taschen etwa der Bayern fließen, wären mit Werbung für andere Telekomprodukte besser investiert.
Natürlich, das eigene Bundesliga-TV ist ein Imagefaktor. Zudem hat man so Einfluss auf die Rahmenbedingungen der Produktion und kann das Angebot auf die technischen Argumente von Entertain ausrichten. Außerdem stellt man so sicher, dass man das einzige IPTV mit Bundesliga bietet.
Dennoch:
Sky hat die Wichtigkeit von IPTV- und Mobilrechten erkannt, zudem wird man einen Verlust der Recht um jeden Preis verhinden wollen. Im Ergebnis wird es nur zwei Optionen für die Telekom bei der anstehenden Rechtevergabe geben: Entweder man verliert die Recht an Sky oder bezahlt mehr als das Doppelte als bisher, was das Abenteuer zu einer noch größeren Geldverschwendung machen würde als sowieso schon.
Die Deutsche Telekom sollte es sich eingestehen: Ein dauerhafter Erfolg von Entertain wird nur mit, nicht gegen Sky möglich sein. Die strategische Entscheidung obliegt nun den T-Entscheidern. Doch wenn man es realistisch sieht:
Das Ende von “LIGA total!” ist keine Frage des Obs, sondern des Wanns.
Neueste Kommentare