Fußball in 3D – Next Big Thing oder bloß Next Big Hype?

Was für die Printbranche das iPad, ist für die Kinobranche 3D – nicht weniger als die Rettung einer ganzen Branche, die mit rückläufigen Erlösen zu kämpfen hat, wird diesen beiden Innovationen zugeschrieben. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.

3D ist nichts neues. Schon vor etlichen Jahren gab es Kinofilme in diesem Format, doch Filme, bei denen die dritte Dimension nicht bloßer Selbstzweck von üblen Machwerken war, könnte man mit der Lupe suchen. Besonders Horrorslasher waren für 3D prädestiniert, konnte man doch hierbei den Zuschauer wortwörtlich direkt angreifen. Blutige Speere, die gen Kamera und damit in Richtung Kinobesucher flogen, gehörten zum guten Ton.

Doch die Technik hat sich inzwischen weiterentwickelt. 3D wird nicht mehr durch Farbfilter realisiert, sondern mit Hilfe von Shutter- oder Polarisationsbrillen. Der große Vorteil ist, dass keine Kompromisse hinsichtlich der farbigen Bilder zu machen ist.

3D ist inzwischen nicht mehr bloß auf die Lichtspielhäuser beschränkt, sondern zieht – oftmals unbemerkt vom Konsumenten, der 3D als Feature seines neuen HD-Fernsehers gar nicht gezielt kauft – bereits in viele Wohnzimmer ein.

Wer 3D zuhause erleben will, braucht entweder die entsprechenden 3D-Blu-rays, oder ein Pay-TV-Abo. Sky und das IPTV der Telekom, Entertain, bieten inzwischen ebenfalls Inhalte in 3D an. Zum Angebot gehört auch Sport, und seit diesem Wochenende auch regelmäßig ein Spiel der Bundesliga live in 3D. Doch was bringt 3D beim Fußball-TV überhaupt? Ist es sinnvoll? Oder stört es sogar? Ist es ein Gimmick oder ein Verkaufsargument?

Auf Einladung der Telekom hatte ich heute die Gelegenheit, mir selbst ein Bild zu machen, wie Fußball in 3D wirkt. Das erste Bundesliga-Spiel, was für die breite Öffentlichkeit live in 3D ausgestrahlt wurde – zuvor fand bereits ein interner Test von Sky und der DFL statt – wurde in diversen deutschen Städten für Vertreter von Presse und Social Media auf “Liga Total! 3D” präsentiert.

Dass die Begegnung Kaiserslautern gegen Köln dann auf dem Papier nur weniger interessant klang, war da nur nebensächlich.

Vorbehalte gegenüber der Technik waren mit Sicherheit da. Es ist bekannt, dass für eine 3D-Übertragung eine gesonderte Bildregie genutzt werden muss. Der Hintergrund ist simpel. Der 3D-Effekt kommt am besten bei Nahaufnahmen zur Geltung. In der Totalen ist praktisch kaum etwas davon zu bemerken. Ergo muss die Übertragung diesem Fakt Rechnung tragen und mehr auf Closeups setzen.

Bekanntlich bin ich kein großer Fan der oftmals sehr “emotionalen” Bildregie und -sprache von Sportcast, die eben auch im regulären Signal häufig auf Nahaufnahmen und lange Wiederholungen setzt. Ich will das Spiel sehen, nicht mich an den Frisuren der Spieler ergötzen. Ich will taktische Spielzüge sehen und deuten können.

Diese Bedenken waren leider in weiten Teilen berechtigt. Die Übersicht über das Spiel leidet in einer 3D-Regie erheblich unter den “Glamour-Shots” für den Effekt. Dennoch wurde erstaunlich oft die Totale genutzt. Bei so manchem Konter verlor man dennoch den Vorteil, die Anspieloptionen frühzeitig zu erkennen.

Weitere Nachteile sind auf der technischen Seite zu sehen. Durch den Einsatz der Shuttertechnik erreicht das Bild das Auge deutlich dunkler als ohne Brille. Zudem leidet die Auflösung unter dem Side-by-Side-Verfahren, da man – um die Kompatibilität zur bereits genutzten Technik zu gewährleisten – die vorhandene Vollbildauflösung auf zwei Bilder verteilen muss. Die Interpolation des Gehirns schafft es leider nicht, den Graben zum 1080i-HD-Bild deutlich zu verkleinern. Wenn man HD gewohnt ist, ist 3D trotz Vorsprung gegenüber SD ein Rückschritt. Außerdem kommt bei schnellen Bewegungen teilweise eine deutliche Unschärfe ins Bild.

Dennoch, der 3D-Effekt ist nett. Besonders – wie erwartet – bei Nahaufnahmen, wenn im Vordergrund sich Objekte befanden (Tornetz, Eckfahne, Schiedsrichterassistent) und im Hintergrund die Spieler liefen. 3D kann aus belanglosen Spielen ein Erlebnis machen.

Eine regelmäßige Option wird 3D jedoch nicht sein, doch das will es auch gar nicht. 3D ist eine Eventtechnik, die dosiert genutzt und eingesetzt werden will.

Das macht tatsächlich – wenn auch weniger als etwa bei Dokumentationen – auch bei Fußball-Übertragungen Sinn. Wer auf den 3D-Effekt steht, wird sich freuen, wenn er ab und an mal Fußball in diesem Format sieht.

Doch wichtige Spiele werde ich auch weiterhin nicht in 3D sehen wollen. Dafür fehlt mir dann einfach die Übersicht über das Spiel und die Gefahr, etwas zu übersehen, wäre mir zu hoch.

3D – nicht nur im Fußball – ist eine Ergänzung, die das Heimunterhaltungsangebot um eine Facette erweitert. Das Next Big Thing, wie es zuletzt HD war, ist es aber nicht. Aber 3D ist auch nicht bloßer Hype der Industrie, die neue Geräte verkaufen will.

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