Sky+ und die technische Konkurrenz der Telekom

Die Katze ist aus dem Sack, Sky+, der neue HD-Festplattenreceiver von Pace, den Sky ab sofort für den einmaligen Aktivierungspreis von 249 Euro (ab 2 Paketen) anbietet, soll dem bitter nötigen Abonnentenwachstum des deutschen Pay-Giganten im Wartestand zu neuen Impulsen verhelfen.

Doch was ist Sky+? Was unterscheidet diese proprietäre Lösung von schon bisher erhältlichen Festplattenreceivern?

Auch wenn die Informationen über das neue Gerät bisher nur spärlich sind, der Blick nach Großbritannien zeigt mal wieder, was Sky+ alles kann.

Sky+ ist eine Sky-eigene Entwicklung, basiert auf einer Middleware von NDS und ist am User Frontend für alle Benutzer gleich aufgebaut. Was bei nur einem Hersteller – derzeit gibt es die Box in Deutschland nur von Pace – selbstverständlich ist, ist bei einer vielfältigeren Boxenpopulation nicht mehr unbedingt vorauszusetzen. Trotzdem, in UK sieht jede Sky+-Box gleich aus und bedient sich gleich. Ob von Pace, von Amstrad, von Samsung.
Dadurch wird die Pflege des Systems erleichtert, da nun Sky – mit Interesse an monatlichen Gebühren – für aktuelle Software verantwortlich ist und nicht mehr der Boxenhersteller, der nach dem einmaligen Obulus keinen Anreiz mehr hat, für Kundenzufriedenheit und nachträglicher Produktpflege zu sorgen.
Der Kundenservice wird vereinfacht, da die Geräte bei den Kunden nicht mehr so vielfältig wie zuvor sind.

Und nicht zuletzt: Die neuen Dienste.

Sky+ und die neuen Boxen verfügen über die Fähigkeit, neue Leistungen anzubieten. Viele davon, die man schon in UK sehen und nutzen kann, wird es auch in Deutschland geben. Und zwar nur bei Sky+, auf herkömmlichen Festplattenreceivern wird dies nicht möglich sein.

Zum einen ist da Series Link. Diese Funktion ermöglicht es bei TV-Serien, die ganze Serie mit nur einem Knopfdruck zu programmieren. Kündigt sich eine neue Folge an, setzt die Box den Timer selbstständig und nimmt die Sendung auf. Verschiebt sich der Sendeplatz, wechselt der Timer mit. Möglich ist das aber nur, wenn ein propritärer TV-Guide diese Informationen bereit hält. In den Standard-EPG-Einträgen sind solche Verweise gar nicht vorgesehen.

Ein weiterer Punkt ist die Programmierung direkt aus dem Programm hinaus. Was muss man sich darunter vorstellen? Wenn etwa am Samstag Nachmittag in der Halbzeit der Bundesliga ein Trailer für einen Film am Sonntag läuft, blendet die Box oben in der Ecke einen grünen Punkt ein sowie den Hinweis “Aufnehmen”. Anstatt die eben beworbene Sendung mühsam im EPG herauszusuchen, um sie zu programmieren, kann man dies mit einem Knopfdruck machen.

Remote Record wird es wohl nicht von Anfang an geben, wurde aber im Zusammenhang mit der Ankündigung der iPad App schon erwähnt. Hierbei kann man die Sky+-Box über das Internet (von der Website aus oder per mobiler App) programmieren. Man sitzt morgens im Zug zur Arbeit und es fällt einem schlagartig ein, dass man vergessen hat, die Lieblingssendung am frühen Nachmittag zu programmieren. Kein Problem mit Remote Record. Die Verbindung zwischen Sky-Server und Sky+-Box erfolgt hierbei über Sat.

Das Highlight der neuen Sky+-Box wird aber erst im Sommer starten: Sky Anytime. Dies ist ein Push-Video-On-Demand-Dienst, der jede Nacht mit einigen neuen Programmhighlights bestückt wird. Hierfür ist ein Teil der Festplatte des Receivers reserviert. Die dort abgelegten Programme stehen zum Großteil unendgeltlich zur Verfügung und sind schon durch das normale Sky-Abo abgegolten. Daneben können hierüber auch Pay-Per-View-Dienste angeboten und als beinahe echtes VOD angeboten werden.

Apropos echtes Video On Demand:

Was T-Home schon heute bietet, könnte demnächst auch bei Sky ins Hause stehen. In UK bereitet BSkyB gerade den Start von echtem VOD über die Sky+ HD Box vor, DirecTV in den USA setzt auf die gleiche Lösung. Hierfür muss die Box ans Internet angeschlossen werden und holt sich dann zusätzliche Inhalte bei Bedarf hierüber auf die Festplatte.

Mittelfristig könnte dies auch für Deutschland auf dem Plan stehen, die Boxen sind schon jetzt mit einem Netzwerkanschluss ausgerüstet.

Weitehrin wird – wie bei den neuen Sky-Boxen üblich – die Programmliste ab Programmplatz 100 aufwärts, offenbar von Sky selbst gepflegt.

Insgesamt macht Sky durch Sky+ einen Schritt wieder zum Angebot der Telekom hin. Entertain bietet einen Festplattenreceiver schon seit langem. Zusatzfunktionen wie Series Link und erst Recht echtes VOD hat man ebenso im Köcher. Alles mit echtem Rückkanal. Technisch hat Entertain der Telekom derzeit die Vorreiterrolle im deutschen TV-Markt.

Doch der alte Spruch ist weiterhin aktuell:

Content is King.

Und hier ist Sky mit dem breiten und hochwertigen Angebot etwas besser als die Telekom aufgestellt, die einzig mit der Bundesliga bei Liga Total punkten kann.

Jahrelang von Kofler & Co. vernachlässigt, kümmert sich Sky nun unter der Führung von Brian Sullivan endlich um die Bedienbarkeit der Boxen, um Leistung am Consumer Frontend. Der Erfolg von Sky+ ist essentiell für Sky, um das Geschäftsmodell des Pay-TV in einer non-linearen, on demand Welt weiter aufrecht zu erhalten zu können. Gerade die Zielgruppe, finanziell potente Arbeitnehmer, können oder wollen nicht viel Zeit mit der technischen Seite ihres TV-Konsums verlieren.
Hier könnte Sky+ ansetzen, um den TV-Genuss so einfach und komfortabel wie nie zu machen.

Einziger Ermutstropfen ist: Der Preis. 249 Euro bei mindestens zwei Paketen, 349 Euro sonst – in UK ist dies inzwischen deutlich günstiger. Zwar wird der Sky+-Receiver vom Sky Installationsservice vorbei gebracht und angeschlossen, jedoch bleibt für den interessierten Kunden unter dem Strich der Preis, der für ein Leihgerät fast in Sphären schwebt, für die man auch ein Sky-geeignetes Kaufgerät bekommt.

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