Die Quoten des britischen Sky Sports analysiert

Angeregt durch eine Diskussion im britischen Digital Spy Forum habe ich mir mal die Einschaltquoten der Kanäle von Sky Sports in Großbritannien angesehen. Die User dort ermittelten die Quoten der NASCAR-Rennen, da inzwischen einiges Bangen eingesetzt hat, ob der britischen Pay-TV-Primus auch in Zukunft die populärste US-Rennserie im Programm haben wird.

Was ein User des Forums herausgefunden hat, indem er die öffentlich zugänglichen wöchentlichen Top 10 Quoten der vier Sportsender mit den Sendeplätzen von NASCAR abgeglichen hat: Kein Rennen erreichte mehr als 31.000 Zuschauer.

Das vorletzte Rennen im NASCAR Sprint Cup Chase am 15. November verbuchte in der sonntäglichen Prime Time sogar nur 19.000 Zuschauer.

In diesem Zusammenhang ist es interessant – auch die grundsätzliche Bewertung des TV-Marktes für Sport TV, auch in Deutschland, betrachtetend – sich einmal die TV-Quoten gewisser Programme bei Sky Sports anzusehen.

Zuallererst ist natürlich zu sagen, dass der britische Markt nicht eins zu eins auf den deutschen übertragbar ist. Was dort funktioniert, muss nicht zwangsläufig hier funktionieren. Oder was dort scheitert, muss nicht auch in Deutschland scheitern. Trotzdem geben die Erfahrungen des britischen Marktes einigen Aufschluss.

Grundsätzliche Unterschiede der deutschen und britischen Quoten

Sky Deutschland gibt sehr ungern konkrete Quoten an die Öffentlichkeit. In den letzten Wochen sind zwei Sätze an Zahlen durch die Presse gegangen, die man aber hierfür im Hinterkopf haben sollte. An guten Samstagen (d.h. Bayern spielt nachmittags) schaut eine knappe Million (exklusive Sportsbars) bei den Bundesliga-Spielen um 15.30 Uhr zu (Quelle: sueddeutsche.de). Gegenüber der W&V (via Quotenmeter) nannte Sky-Sportchef Carsten Schmidt Zahlen der Einzelspiele abseits der 15.30 Uhr-Anstoßzeit. So komme das Topspiel am Samstag auf durchschnittlich 575.000 Zuschauer, das späte Sonntagsspiel um 17.30 Uhr auf 537.000 Zuschauer.
Die Champions League werde von rund 800.000 Zuschauern verfolgt. Beim entscheidenden Spiel der Bayern bei Juventus hat Sky wiederum nach eigenen Angaben einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt und die Million geknackt.

Schaut man nun nach Großbritannien – wo Dank der Website des BARB weitaus mehr und konkretere Zahlen verfügbar sind – fällt zunächst eines auf. Die Premier League am Sonntag Nachmittag erreicht weitaus bessere Quoten als die Champions League unter der Woche zur Prime Time. Das Topspiel Chelsea gegen Manchester United etwa interessierte am 8. November 2009 2,2 Mio Zuschauer. Am 4. Oktober 2009 erreichte Chelsea gegen Liverpool ca. 1,8 Mio Zuseher.
Die Auftritte von Man Utd (bei ZSKA Moskau) und Liverpool (gegen Lyon) am 20./21. Oktober 2009 erreichten je gut 800.000 Zuschauer. Anders sieht es natürlich in der KO-Phase aus.

In Deutschland ist die nationale Liga somit – was die Quoten angeht – in der Spitze auf Augenhöhe mit der Champions League, die CL überflügelt diese sogar in Einzelfällen. In UK dagegen verbuchen Spiele der Premier League deutlich höhere Quoten.

Die Quoten der Magazinsendungen

Bei der Popularität der Premier League verwundert es auch nicht, dass die Magazinsendungen, die sich mit dieser beschäftigen, ebenso zu den erfolgreichsten im Programm zählen. The Last Word, eine Abschluss- und Analysesendung nach dem letzten Sonntagsspiel, verbucht in der Regel zwischen 200.000 und 450.000 Zuschauern – natürlich abhängig von der Begegnung, die zuvor übertragen wurde. Ähnliche Quoten verbucht Goals on Sunday am Sonntagmorgen. Soccer AM, die Fußball-Comedy-Show am Samstagmorgen, kann sich für zumeist 200.000 Zuseher rühmen.

Richtig interessant wird das ganze nun, wenn man sich die anderen Ligen und Sportarten neben dem Premier League und Champions League Fußball ansieht.

Football League, Rugby, Cricket

Ein weiteres Mittelgewicht im Sky Sports Portfolio ist die Football League, die diese Saison vom Abstieg der populären Magpies aus Newcastle profitiert und auch mal über eine halbe Million verbuchen kann. Preston gegen West Brom wies am 3. Oktober 331.000 Zuschauer aus. Auch Liga 3 mit Leeds Utd kratzt ab und an an der 500.000er Marke.

Diese Zahlen erreicht Club-Rugby nicht. Weder Rugby Union noch Rugby League, weder Premiership noch Heineken Cup. An guten Tagen schnuppert man an den 300.000, die Regel sind aber maximal 200.000. Genauso sieht es auch mit Cricket abseits der Ashes aus, auch mit englischer Beteiligung.

Boxen hängt an der Grenze – hier finden sich Einträge mit 300.000 Zuschauern, aber genauso auch solche mit nur 100.000. Wohlgemerkt, alle zu “normalen” Zeiten, Mitternachts-Fights tauchen in den Top 10 Quoten wie erwartet nicht auf. Klitschko gegen Johnson aus Bern verzeichnete etwa 150.000 Zuschauer.

Randprogramme: Wrestling, Golf, Darts, Speedway, La Liga, NFL

Dass Wrestling in UK erfolgreich ist, ist bekannt. Wie erfolgreich? Zumeist schaffen die wöchentlichen Shows 80.000 Zuschauer, womit man den Schnitt von La Liga (ausgenommen El Clasico befindet man sich bei etwa 50.000) toppt. Auch European Tour Golf übertrifft man, das auf einem schlechteren Sendeplatz am Nachmittag nur selten in den Top 10 auftaucht und auch dann nur etwa 40.000 Zuschauer verbucht. Läuft mal ein Wrestling-PPV nicht, wie es der Name sagt, im Pay-per-View, sondern im normalen Sportprogramm, holt man – trotz unmenschlicher Zeit Sonntag Nachts – über 100.000 Zuschauer. Somit spielt man in einer Liga mit dem Männer-Finale der US Open, welches dieses Jahr 122.000 Briten zum einschalten bewegte.

Die NFL schaffte bemerkenswerte 135.000 Zuschauer bei ihrem Spiel in London. Ansonsten befindet man sich eher in der 60.000er-Liga mit dem frühen Spiel am Sonntag.

Ein kleines Powerhouse in der Minor League ist Speedway. Keine spektakulären Zahlen, holt man doch konstant Quoten zwischen 90.000 und 200.000.

Die Einschaltquoten des Darts, das auch in Deutschland inzwischen für Aufsehen sorgt, sind nicht einheitlich einzuordnen. Das Finale der Weltmeisterschaft kratzte letztes Jahr knapp an der Million, dafür laufen andere Übertragungen aber auch mal mit unter 100.000 Zuschauern.

Insgesamt ist auch bei Sky Sports in Großbritannien eines erkennbar. Fußball schlägt erstens mal gar nichts, und dann kommt auch noch lange, lange nichts.
Die Champions League ist in der Gruppenphase in Großbritannien deutlich weniger attraktiv als in Deutschland. Kein Wunder, erreichen doch die englischen Vertreter fast immer – Ausnahmen bestätigen die Regel – die späteren Runden und haben mit ihren Grupengegnern selten Probleme.
Die spanische Liga, populärste und auch einzige nicht-britische nationale Liga bei BSkyB, fällt dagegen deutlich ab und bestätigt die deutschen Erfahrungen. Nationaler Fußball, und mag er auch noch so obskur sein (etwa mit Beteiligung von Torquay aus Liga 4) verbucht mindestens vier bis sechsmal bessere Quoten als hochwertiger ausländischer Fußball.

Anders als Deutschland wird in Großbritannien aber auch noch anderem Sport als dem Fußball breitere, regelmäßige Aufmerksamkeit zuteil: Dem Rugby und dem Cricket. Doch auch diese verzeichnen Quoten, die von Zweitliga-Fußball um 100% übertroffen werden.

Dass dann neben dem Boxen das Wrestling zusammen mit Darts und Speedway quotentechnisch herausragt, ist auch bemerkenswert.

Die NFL und auch die zu Anfangs erwähnte NASCAR-Serie verzeichnen bedauerliche Einschaltquoten, auch und gerade zur Prime Time.

Überraschend ist das schlechte Abschneiden des Golfs in einem Land, das neben den USA weltweit die meisten Profigolfer stellt. Aber hier ist eventuell auf die Abwesenheit der US PGA Tour zu verweisen, die BSkyB erst nächste Saison wieder im Programm haben wird.

Eine kuriose Zahl zum Schluss: Die Windhund-Rennen am 17. November 2009 erreichten 39.000 Zuschauer. 20.000 mehr als NASCAR zwei Tage zuvor.

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