Die Sky Spätnachrichten, mit Brian Sullivan

Live aus den NBC Studios aus New York, nein, aus der PR-Abteilung des Pay-Senders aus München flatterte nach Börsenschluss um 19.24 Uhr folgende Pressemitteilung herein, die den Abschied von Sky Deutschland CEO Mark Williams zum Ende März 2010 ankündigt.

Mark Williams legt zum 31. März 2010 aus persönlichen Gründen sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Sky Deutschland AG nieder. Der Aufsichtsrat der Sky Deutschland AG hat heute Brian Sullivan, derzeit Managing Director Customer Group der British Sky Broadcasting Ltd. (BSkyB), mit Wirkung zum 1. Januar 2010 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Sullivan wird in dieser Funktion zunächst drei Monate lang an Williams’ Seite tätig sein, ehe er mit Wirkung zum 1. April 2010 neuer Vorstandsvorsitzender der Sky Deutschland AG wird.

Als Grund für Williams’ Abschied werden persönliche Gründe angeführt. Auch wenn diese oft gebrauchte Formulierung Spekulationen Tür und Tor öffnet, sprechen die Anzeichen doch dafür, dass diese auch tatsächlich der Hauptbeweggrund waren. Ebenso zeigt die Personalie Sullivan – anders als es etwa bei den ebenfalls gehandelten Schmidt und de Posch der Fall gewesen wäre – dass das Deutschland-Geschäft weiterhin im Fokus der Mutter News Corp steht und es nicht lokalen Managern ohne längere News-Vergangenheit überlassen wird.

Schon bei seinem Amtsantritt ließ Mark Williams zwischen den Zeilen durchblicken, was man auch oft in Portraits seiner Person lesen konnte, dass der Job in Unterföhring nicht gerade in seiner Karriereplanung Raum fand. Weniger, weil es ein undankbarer Knochenjob sein konnte, den bisher zahlunwilligen Deutschen hochpreisiges Pay-TV nahe zu bringen, sondern mehr, weil er seinen gerade erst angetretenen Job als Finanzchef des News Corp Europageschäfts mit Sitz in London nur ungern verließ. Zudem wollte er damals nach dem Umzug aus Italien, wo er zuvor bei Sky Italia tätig war, seiner Familie keinen erneuten Ortswechsel zumuten.
Mark Williams sah daher seine Familie nur am Wochenende, und auch diese Trips nach London wurden oft durch die Ereignisse beim damals noch PREMIERE, das knapp vor der Insolvenz stand, beeinflusst.

Williams wurde quasi über Nacht neuer Chef von PREMIERE. Und Murdoch schickte mit ihm einen Finanzexperten für den Job, der schon damals erkennbar nur ein begrenztes Haltbarkeitsdatum auf der Stirn hatte. Es war für ihn der erste CEO-Job, zuvor arbeite er als CFO für Foxtel und News Corp und für Sky Italia als COO. Alles keine strategischen Jobs, keine Jobs für Visionäre. Sondern Jobs für Buchhalter, Rechner, oder in diesem Fall schlichtweg: Retter, Sanierer. Und diesen Job erfüllte Williams auch unbestritten in München. Man kann über den Relaunch als Sky im Juli 2009 geteilter Meinung sein, man kann das Sportprogramm kritisieren – aber die Neuverhandlung der Kreditlinien vor nunmehr fast einem Jahr war das Hauptaufgabengebiet zu diesem Zeitpunkt, um das Unternehmen zu retten, um die Grundlage für diesen Relaunch zu legen. Ohne Moos nix los, sozusagen.

Sky schreibt weiterhin hohe Verluste, was jedoch im Rahmen des Konzeptes bis einschließlich Q3/2010 auch so erwartet wurde. Die Akzeptanz bei den Kunden bezeichnet Sky selbst als “solide”.

Nun kommt mit Brian Sullivan erneut ein News Corp Manager, der über Erfahrungen in Murdochs Pay-Reich verfügt. Dieser jedoch kommt – anders als Williams – nicht aus der Finanzecke, sondern aus dem Bereich der Kundenbeziehung und der Produktentwicklung bei BSkyB, einem Bereich, der weitaus höhere Anforderungen an strategische und visionäre Denkweisen stellt.

Sullivan wird in der Pressemitteilung als Mitverantwortlich für den Rollout von Sky+ und Sky+ HD bezeichnet, ein Service, der von vielen als Hauptgrund für den Erfolg von Sky in Großbritannien gesehen wird. Erst mit der breiten, aggressiven Einführung der Festplattenreceiver startete Sky zu diesem Wachstum durch, welches auch heute noch in der Wirtschaftskrise für außergewöhnlich gesunde Steigerungsraten in vielen Bereichen führt. Und genau dieser Rollout steht Sky Deutschland noch bevor, wird im aktuellen Quartalsbericht für das zweite Quartal des kommenden Jahres angekündigt. Zwar gibt es schon jetzt vereinzelte Festplattenreceiver, diese werden jedoch aus verschiedenen Gründen (etwa Komplexität, Kosten) nicht so umfangreich und daher weniger erfolgreich vermarktet, wie es sein könnte und wohl – wenn man sich die Entwicklung des TV-Konsums ansieht – auch nötig ist, um einen Erfolg von Pay TV in einer immer nonlineareren Medienwelt überhaupt noch zu ermöglichen.

Als die ersten Gerüchte aufkamen, dass Williams seinen Posten verlassen möchte, war direkt klar, dass nicht sein Abgang eine Aussage darüber trifft, wie es um Sky bestellt ist – sondern sein Nachfolger. Und der Name Brian Sullivan mit seiner Vita lässt diese positiver erscheinen als man es angesichts der durchwachsenen Quartalszahlen hätte erwarten können. Er wird ein wichtiges strategisches, visionäres Element in die Geschäftsführung bringen, welches diese auch nötig hat, um den Turnaround auch schaffen zu können.

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